Der 26. Juni markiert den Start des Know-how-Austausches zum großangelegten Wiener Projekt der Digitalisierung von Baueinreichungen, BRISE. Sowohl Vertreter*innen aus Ljubljana als auch Bratislava informierten sich an diesem Tag als erste über die Vorteile und Anwendungsmöglichkeiten der digitalen Bauvorhaben. In einer Online-Sitzung präsentierte das Wiener Projektteam ausführlich die Eckpunkte dieses innovativen Digitalisierungsprojekts. Bis Dezember folgten dann drei weitere Online-Termine zwischen Ljubljana und Wien. Zu einem weiterem Online-Termin kam es auch am 4. Oktober, hier wurden Vertreter*innen aus Krakau über BRISE informiert. Nächste Workshops zum Thema mit weiteren Städten aus dem Netzwerk sind bereits in Planung.
BRISE bedeutet Building Regulations Information for Submission Envolvement und steht für eine smarte, effiziente Verwaltung. Es macht am Beispiel des Bauverfahrens die Stadt Wien zu einem europaweiten Vorreiter. Innovative Technologien gestalten die künftigen Bauansuchen und Baugenehmigungen digital – und damit schneller, effizienter, transparenter und kostengünstiger. Herzstück von BRISE sind maßgeschneiderte Prüfroutinen, die die 3D-Modelle eines eingereichten Bauvorhabens mit Referenzmodellen der Stadt Wien automatisch vergleichen und auch Abweichungen von Vorgaben wie etwa den Bestimmungen der Wiener Bauordnung feststellen, was die Durchlaufzeit von Baugenehmigungsprozessen um bis zu 50 Prozent reduzieren kann. Die digitalen Abläufe lassen sich in der Folge auf weitere Verwaltungsbereiche übertragen.
Der Ansatz von BRISE kombiniert die technischen Schwerpunkte Künstliche Intelligenz (KI), Augmented Reality (AR) und Building Information Modeling (BIM). Durch den Einsatz von BIM – auf Deutsch Bauwerksdatenmodellierung – können alle relevanten Informationen zu einem Bauvorhaben in einem digitalen Modell zusammengeführt werden. Dies erleichtert die Kommunikation und Koordination zwischen verschiedenen Akteuren wie etwa Architekt*innen und Bauunternehmen. Die Anwendung von BIM ermöglicht es den Projektbeteiligten, bereits in der Planungsphase verschiedene Szenarien zu simulieren und ihre Auswirkungen auf die Energieeffizienz des Gebäudes zu bewerten. Dadurch können fundierte Entscheidungen getroffen werden, um das Potenzial für Energieeinsparungen bestmöglich auszuschöpfen. KI wird bei BRISE wiederum als Kombination von maschinellem Lernen und intelligenter semantischer Suche verwendet. So können Rechtsquellen schneller als Entscheidungsgrundlage herangezogen und textliche Bestimmungen des Wiener Flächenwidmungs- und Bebauungsplans automatisch klassifiziert werden. Die Einreichungsdokumente werden automatisch kategorisiert. Der AR-Aspekt bei BRISE verfolgt prinzipiell zwei Ziele: einerseits die Etablierung einfacher, transparenter und schneller Bewilligungsverfahren durch digitale Tools, andererseits die Steigerung der Transparenz durch neue, bürgernahe Zugänge. Konkret bedeutet das, dass geplante Bauvorhaben auf diversen Endgeräten wie Tablet oder Smartphone realitätsnah visualisert werden können, was neue Abläufe in der Zusammenarbeit von Baubehörde und Bürger*innen ermöglicht.
Als Forschungs- und Entwicklungsprojekt erhält BRISE rund 4,8 Millionen Euro Fördermittel von der EU-Initiative "Urban Innovative Actions". Umgesetzt wurde das Projekt durch eine Kooperation von Verwaltung (Stadt Wien), Wissenschaft (TU Wien – Bauingenieurwesen und Informatik), BIM-Expert*innen (tbw-ODE) und der ZT-Kammer (Wien, Niederösterreich, Burgenland). Zusammenfassend lässt sich sagen, dass BRISE zur Schaffung nachhaltiger und zukunftsfähiger Gebäude in Wien beitragen wird und Bauvorhaben für die Bürger*innen sichtlich nachvollziehbarer werden. Außerdem ist BRISE gemäß dem Wiener Bürgermeister Michael Ludwig eine wichtige Etappe auf dem "Wiener Weg in Richtung Digitalisierungshauptstadt Europas".
Nach einem erfolgreichen Start Ende Juni hat sich der Erfahrungsaustausch zwischen den Fachexpert*innen aus Wien und Ljubljana intensiviert. Bis Anfang Dezember fanden insgesamt drei Folgetermine online statt. Im Rahmen dieser haben die Fachexpert*innen vom slowenischen Ministerium für natürliche Ressourcen und Raumordnung auch das slowenische Digitalisierungsprojekt eConstruction vorgestellt. Eingebettet in das nationale elektronische Rauminformationssystem soll eConstruction die elektronische Abwicklung von Baugenehmigungsverfahren in Slowenien ermöglichen. Ziel des Projekts des Ministeriums für natürliche Ressourcen und Raumplanung ist die Digitalisierung der Baugenehmigungsverfahren nicht nur in Ljubljana, sondern landesweit in allen slowenischen Gemeinden. Das Projekt geht im Jänner 2024 in die Pilotphase und soll zunächst in kleineren Gemeinden getestet werden.
Stadt Wien
Stadt Krakau
Stadt Bratislava (Englisch)
Stadt Ljubljana (Englisch)
BRISE Vienna – Stadt Wien
BRISE – Digitale Bauverfahren
Ausgezeichnete BRISE