Der Zagreber Bürgermeister Milan Bandić (365RIS – Arbeits- und Solidaritätspartei) hat es derzeit nicht leicht. So scheinen ihn alle für die Wahlniederlage der amtierenden kroatischen Staatspräsidentin Kolinda Grabar-Kitarović (parteilos) verantwortlich zu machen. Die ursprüngliche Annahme der Präsidentin, Bürgermeister Bandić könnte ihr die nötigen Stimmen zum Wahlsieg in Zagreb verschaffen, stellte sich als völliger Irrtum heraus. Vielmehr motivierte die demonstrative Einigkeit der Präsidentin und des Bürgermeisters in Zagreb die WählerInnen geradezu, für den Gegenkandidaten Zoran Milanović (SDP – Sozialdemokratische Partei) zu stimmen. Nun scheinen sich die bisherigen Verbündeten von Bandić mit Kritik gegen ihn geradezu zu überbieten. Neben der Opposition, die ihn standardmäßig wegen seiner Korruptionsaffären und Vetternwirtschaft kritisiert, schlagen seit den Wahlen auch Bandićs Koalitionspartner, die "Kroatische Demokratische Gemeinschaft" (HDZ), und seit neuestem auch die katholische Kirche, in deren Zeitung Bandić kürzlich scharf angegriffen wurde, in die gleiche Kerbe. Dies wird als Zeichen gesehen, dass die 20-jährige Kariere von Bürgermeister Bandić sich tatsächlich dem Ende neigen könnte. Bandić war immer darauf bedacht, beste Beziehungen zur Kirche zu pflegen, vor allem mit üppigen Spenden aus dem Stadtbudget.