Gewerkschaft kritisiert Plan der Berliner SPD zu Lehrkräftemangel

4.6.2022

​In Berlin dürften im nächsten Schuljahr mehr als 900 Lehrer*innenstellen unbesetzt sein. Rot-Grün-Rot setzt als Gegenmittel auf Verbeamtung. Wer dafür nicht infrage kommt oder abwinkt, soll nach Antrag der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands (SPD) als Ausgleich weniger unterrichten. Diesen Antrag möchte die Berliner Landes-SPD beim Parteitag am 19. Juni voraussichtlich verabschieden. Hintergrund der Forderung ist, dass die Landesregierung es sich zum Ziel gesetzt hat, die 2004 abgeschaffte Verbeamtung von Lehrkräften wieder einzuführen. Sie hofft, Berlin so für Pädagog*innen wieder attraktiver zu machen. Die Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft Berlin äußert Zweifel an der rechtlichen Umsetzung. Im Tarifvertrag der Länder stehe, dass die Arbeitszeit der angestellten Lehrkräfte sich direkt an der Arbeitszeit der Beamt*innen orientieren solle. Wie die Senatsverwaltung den Antrag rechtssicher umsetzen soll, sei nicht bekannt. Noch kritischer sieht die Gewerkschaft, dass die Berliner Landesregierung ihre Schulpolitik überhaupt so stark auf die Verbeamtung ausrichtet. Die Maßnahme werde ein enormer Kraftakt, der viele Ressourcen binde. Dabei werde sie den Lehrkräftemangel nicht automatisch lösen, in Teilen könnte die erneute Verbeamtung sogar kontraproduktiv sein. So erhielten Berufsanfänger*innen in den vergangenen Jahren eine Zulage – als Ausgleich dafür, dass Berlin nicht verbeamtete. Ab dem kommenden Jahr soll diese entfallen. Die Folge: Das Einstiegsgehalt soll deutlich sinken, um etwa 1.400 Euro im Monat.

Quelle: Die Welt, Berlin