Im Rahmen der Initiative "Raus aus Gas" strebt die Stadt Wien eine Neugestaltung der Wärmeversorgung an. Gleichzeitig bemüht sich Sarajevo, die Energieeffizienz öffentlicher Gebäude zu verbessern und die Bevölkerung zu vermehrten thermischen Sanierungsmaßnahmen zu ermutigen. Die besten Lösungen für Klimaneutralität und Kosten müssen insbesondere bei denkmalgeschützten Gebäuden sorgfältig abgewogen werden. Die Denkmalschutzbehörde und die Umweltabteilung des Kantons Sarajevo haben erkannt, dass Wien nicht nur für seine prachtvolle Architektur bekannt ist und wollten von den Lösungen und Sanierungsmaßnahmen aus Wien lernen, die auch im Denkmalschutz zu einer höheren Energieeffizienz führen.
Von 14. Juni bis 15. Juni 2023 fand in Sarajevo der Workshop zum Thema Gebäudesanierung mit besonderem Fokus auf Denkmalschutz statt. Die Gruppe der Wiener Expert*innen wurde von der Urban Innovation Vienna angeführt, deren Abteilungsleiterin für Energie, Waltraud Schmid, die Förderungen, Auszeichnungen und Beratungen der Stadt Wien zu Energieeffizienz nahebrachte. Behandelt wurden auch die Rahmenbedingungen und Begleitmaßnahmen für denkmaladäquate Gebäudesanierung sowie die Leitlinien für Administration und Genehmigungen. Das Ziel des Workshops war ein Wissenstransfer und eine produktive Diskussion zwischen den Wiener und Sarajevoer Expert*innen, mit dem Schwerpunkt auf historische Bauten und deren nachhaltige Sanierung, aber auch vorbeugende Maßnahmen.
Da weder in Sarajevo noch in Wien Veränderungen an denkmalgeschützten Gebäuden ohne Zusammenarbeit mit höheren Verwaltungsebenen durchgeführt werden können, waren auch das österreichische Bundesdenkmalamt und die Denkmalschutzkommission Bosnien-Herzegowinas anwesend. Diese legten Wert auf die Einführung zu Energieeffizienz und Denkmalschutz in Wien. Auch der Einsatz einzelner Maßnahmen für denkmaladäquate Energieeffizienzsteigerung durch Beschattungssysteme, Solarenergie und Fassadenbegrünung wurde erörtert. Für die Sarajevoer Teilnehmer*innen war dieses Thema besonders attraktiv, da es in Bosnien-Herzegowina noch auf keiner Verwaltungsebene ähnliche Richtlinien gibt. Wie die Vorgaben des Bundesdenkmalamtes in der Praxis umgesetzt wurden, zeigten die Expert*innen aus Wien anhand von umfassenden Sanierungen in der Kaiserstraße, Zwölfergasse, Kauergasse und der Mariahilfer Straße.
Ein weiterer Themenpunkt waren die technischen Möglichkeiten für Kühlung, Heizung und Lüftung mit Fokus auf Energieeinsparung in historischen Bauten, Museen und Depots. Mit dem Beispiel der Länderbank in Wien von Otto Wagner wurde das Konzept der nachhaltigen Kühlung erklärt. Im Zuge dessen wurde angeregt, natürliche Ressourcen zu verwenden, anstatt für die Kühlung und Heizung von Gebäuden immer auf Maschinen zu setzen. Der Workshop wurde mit einer Besichtigung von zwei Hochschulgebäuden abgeschlossen, als Beispiel postmodernen Architektur mit Bedarf an thermischer Sanierung.
Die 21 Teilnehmer*innen aus Sarajevo waren vorwiegend von den Stellen für Umweltschutz, Denkmalschutz und Baudirektion des Kantons Sarajevo, dem Parlament des Kantons Sarajevo – den Ausschüssen für Stadtplanung und Denkmalschutz, der Bezirksverwaltung Zentrum, dem föderalen Ministerium für Raumplanung und der nationalen Denkmalschutzkommission. Es wurde der Wunsch nach weiterem Austausch vor allem zu spezifischen Maßnahmen für denkmaladäquate Energieeffizienzsteigerung und Richtlinien für die Projektdokumentation zu Sanierungsarbeiten geäußert. Alle Teilnehmer*innen einigten sich darauf, dass es zu diesem Thema noch keinen ähnlichen Austausch auf Verwaltungsebene gegeben hat und Wien definitiv als Vorbild für thermische Sanierung an Denkmalschutzgebäuden dienen wird.
Stadt Wien
Bundesdenkmalamt Österreich
Urban Innovation – Stadt Wien
Kantonale Behörde für den Schutz von kulturhistorischen und Naturdenkmälern des Kantons Sarajevo (Englisch)