Der Vizebezirksbürgermeister des achten Budapester Bezirkes Dániel Rádai bei seiner Ankunft in Wien

Wien-Budapest: Parkplatzmanagement und sozialer Wohnbau im Fokus

11.5.2023

Die steigende Anzahl von Autos auf den Straßen von Budapest hat das Parken von Jahr zu Jahr schwieriger gemacht. Die Entscheidung der ungarischen Regierung, das Parken aufgrund der Pandemie im Jahr 2020 kostenlos zu machen, hat die Situation weiter verschärft. Der achte Bezirk Budapests zielt darauf ab, die Parkplatzsituation zu verbessern und hat bereits einige erste Schritte unternommen. Eine Bezirksdelegation fuhr nach Wien, um von Expert*innen der Stadt Wien neue Ideen und bewährte Verfahren in den Bereichen Mobilität und Parken sowie sozialer Wohnbau zu sammeln.

Der achte Bezirk Józsefváros ist ein innerstädtischer Bezirk mit einer Fläche von etwa sieben Quadratkilometern und 75.000 Einwohnern. Unter der Leitung von Dániel Rádai, dem für den Bereich Stadtentwicklung zuständigen Vizebezirksbürgermeister des achten Budapester Bezirkes, wird eine fortschrittliche Verkehrs- und Stadtentwicklungspolitik verfolgt, die sich an westeuropäischen Modellen orientiert. Die Hauptziele sind die Schaffung eines "15-Minuten-Bezirks", in dem alle täglichen Routen innerhalb von 15 Minuten mit nachhaltigen Verkehrsmitteln einfach zurückgelegt werden können, nachhaltige und bürgernahe Stadtentwicklung sowie fußgängerfreundliche öffentliche Räume mit Grünflächen.
 
Bereits im Wahlkampf 2019 machte sich der achte Bezirk für die Begrünung öffentlicher Räume und autofreie Zonen stark. Im September 2022 beschloss die Bezirksverwaltung dann die Parkstrategie des Bezirks und eine neue Parkverordnung, deren wichtigstes Element die Abschaffung der Gebührenbefreiung ist. Anstelle von 0 Forint müssen Bezirksbewohner*innen jetzt zwischen dem Äquivalent von 48 und 78 Euro pro Jahr je nach Zone zahlen. Die Verordnung trat im Januar 2023 in Kraft mit einer Frist bis Ende Februar. Seitdem ist die Zahl der ausgestellten Parkscheine um 17 Prozent gesunken, was sich im öffentlichen Raum des Bezirks bemerkbar macht.
 

Wiener Vorreiterrolle in der Parkraumbewirtschaftung

Der achte Bezirk von Budapest hat derzeit die fortschrittlichste Bezirksverwaltung in Bezug auf Parken und möchte seine Partner in der ungarischen Hauptstadt von den Vorteilen eines intelligenten Parkplatzmanagements überzeugen. Daher war es für den Bezirk wichtig, mit Wien Ideen auszutauschen, das in diesem Bereich eine Vorreiterrolle einnimmt.
 

Platz ist in Städten ein knappes, kostbares Gut. Aufgrund seines großen Platzbedarfs ist das Auto in der Stadt nicht das effizienteste Verkehrsmittel. Die Wiener Parkraumbewirtschaftung zielt auf eine stadtverträgliche Verwendung des Autos ab. Transporte, die ohne Auto kaum oder nur schwer möglich sind, wie etwa die Beförderung von Menschen mit Beeinträchtigungen, Fahrten in Gebiete oder zu Zeiten ohne (attraktiven) öffentlichen Verkehrs oder der Transport schwerer oder sperriger Güter sind jedoch wichtig. Der Autoverkehr und hier insbesondere der Wirtschaftsverkehr müssen daher auch in der Stadt effizient und flüssig sein. Je weniger Konkurrenz um die knappen Fahr- und Abstellflächen, desto flüssiger der Verkehr.

Ein wichtiges Instrument, diese Konkurrenz einzuschränken, sind die Kurzparkzonen. Wien hat im Jahr 1993 mit rund 11.500 gebührenpflichtigen Stellplätzen im Zentrum begonnen. Nach etappenweisen Erweiterungen gibt es heute in Wien flächendeckende Kurzparkzonen mit rund 423.000 Stellplätzen und eine deutliche Reduktion der Auslastung der Parkplätze auf den Straßen. Ebenso wichtig für diese positive Entwicklung ist der Ausbau des Mobilitätssystems in der Stadt. Der öffentliche Verkehr, die Bedingungen für den Fahrrad- und Fußverkehr sowie das Angebot an Garagen werden laufend verbessert. Daher bleibt in diesem Zusammenhang auch immer öfter das Auto stehen und mehr und mehr Menschen nützen etwa das Rad oder den öffentlichen Verkehr.

Sozialer Wohnbau als Fokus des Fachaustausches

Neben der Thematik der Parkraumbewirtschaftung stand auch der soziale Wohnbau in Wien im Fokus des Fachaustausches – ein fachkundiger Experte der Stadt bot der Delegation diesbezüglichen Einblick. Wien hat viel Erfahrung beim leistbaren Wohnen. Die Stadt setzt sich für geförderten Wohnbau ein und hat den Verkauf dieser kommunalen Liegenschaften nie in Betracht gezogen. Bei Programmen und Entscheidungen stellt Wien immer die Menschen in den Mittelpunkt. Über 60 Prozent der Wiener*innen leben in geförderten Wohnungen, entweder in Gemeindewohnungen oder Genossenschaftswohnungen. Das große Angebot an diesen Wohnungen hat im Übrigen einen preisdämpfenden Effekt auf den Wohnungsmarkt.

Die Delegation traf bei ihrem Fachaustausch zu urbanen Themen weiters auch den Gemeinderat und Landtagsabgeordneten Erich Valentin. Zur Sprache kamen sowohl Geschichte und Struktur der Stadt Wien als auch aktuelle Themen diverser Politikfelder. So wurde in einem breiten Themenspektrum konkret etwa die Migration in der Stadt im Kontext des Krieges in der Ukraine, der soziale Wohnbau, der Modal Split als erfolgreiches Konzept in Wien oder auch die neue U-Bahnlinie U5 besprochen. Da sowohl dem Vizebezirksbürgermeister Dániel Rádai als auch dem Gemeinderat Erich Valentin Radwege und deren Ausbau ein besonderes Anliegen sind, wurde auch dieses Thema besprochen.

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