Die Zahl der Obdachlosen in Tschechien steigt
kontinuierlich an. Was einst ein lokales Problem war, hat sich mittlerweile zu
einer städteweiten Herausforderung entwickelt, die weitreichende Folgen für die
Lebensqualität der Einwohner*innen, das Image der Stadt und den Tourismus hat.
Zahlreiche Berichte und Studien belegen diesen Trend. Die
Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) stuft
die Tschechische Republik hinsichtlich der Anzahl obdachloser Personen auf
einen der vordersten Plätze in Europa ein, hinter Großbritannien und
Frankreich. Besonders betroffen ist die Metropole Prag, wo sich Obdachlose in
immer größerer Zahl in den Straßen, an Bahnhöfen und in öffentlichen Parks aufhalten.
Neben
wirtschaftlichen Schwierigkeiten, wie Arbeitslosigkeit und steigende Lebenshaltungskosten, spielen auch soziale Faktoren wie psychische
Erkrankungen, Suchtprobleme und fehlende Wohnraumangebote eine entscheidende
Rolle. Die Covid-19-Pandemie hat die Situation vieler Menschen zusätzlich
verschärft. Die große Zahl obdachloser Menschen in öffentlichen Räumen
führt zu einem Verlust an Lebensqualität für die Bewohner*innen und
Tourist*innen. Nach Schätzungen der Stadtverwaltung, die sich auf Zahlen aus
dem Jahr 2019 beziehen, gibt es bis zu 12.000 Obdachlose in Prag. Neuere
Zahlen, die auch Flüchtlinge aus der Ukraine und anderen Teilen Ost- und
Südosteuropas umfassen würden, liegen nicht vor. Einen rasanten Anstieg der
Zahlen gesteht die Stadt aber nicht ein. Die britische Zeitung The Guardian
bezeichnete Prag indes als "Meka der Obdachlosen".