Präsident Selenskyj verleiht Prag Ehrentitel "Stadt der Retter"

28.10.2022

Einer russisch-ukrainischen Tradition folgend, historisch wichtigen Städten einen Ehrentitel zu verleihen, erhielt Prag am tschechischen Nationalfeiertag vom ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj den Titel "Stadt der Retter". Mit dem Ehrentitel wolle sich die Ukraine für die Solidarität mit dem ukrainischen Volk und die umfassende Hilfe für die Ukrainer*innen, die sich auf tschechischem Boden befinden, bedanken. Umgerechnet auf die Einwohner*innenzahl hat Tschechien die meisten ukrainischen Geflüchteten aufgenommen. Die militärische Hilfe belief sich auf etwa 204 Millionen Euro. Anlässlich der Verleihung dieses Titels an Prag wurde in Kiew auch eine neue Briefmarke vorgestellt, die an die ukrainisch-tschechischen Beziehungen erinnert. Dieser Beistand wurde nicht von allen Tschech*innen gutgeheißen. Der regierenden Mitte-rechts-Koalition wird aktuell oft vorgeworfen, der Ukraine mehr Aufmerksamkeit zu schenken als der eigenen Bevölkerung. Auch aus diesem Grund wurde in Tschechien bereits mehrmals protestiert, zuletzt am Freitag, dem 28. Oktober 2022. Unter dem Motto "Tschechien an erster Stelle" versammelten sich mehrere Zehntausende Menschen am Prager Wenzelsplatz, die ein Ende der Unterstützung der Ukraine mit Waffen und Geld gegen den russischen Angriffskrieg forderten. Zudem verlangten sie ein Ende der EU-Sanktionspolitik gegen Russland. Auch angesichts der steigenden Energie-, Lebensmittel- und Wohnungspreise und der Angst vor einer Gasmangellage im Winter forderten die Demonstrant*innen den Rücktritt der Regierung Petr Fiala (ODS - Bürgerdemokratische Partei).

Quelle: E15.cz, Prag