Seit einer Woche wird Bulgarien erneut von einem
Korruptionsskandal erschüttert. Diesmal hat die TV-Journalistin und
oppositionelle Abgeordnete Elena Jontscheva (BSP – Bulgarische Sozialistische
Partei) Aufnahmen von Gesprächen des Kulturministers Boil Banov (parteilos) vom
März 2016 veröffentlicht. Banov, damals noch stellvertretender Kulturminister,
spricht in ihnen über die mit EU-Geldern finanzierten Ausgrabungen der
römischen Ulpia Serdica im Zentrum von Sofia. Aus den veröffentlichten
Gesprächen scheint hervorzugehen,
dass Angestellte der bauausführenden Firma den stellvertretenden Minister
gebeten haben, eine Möglichkeit zu finden, ihnen die Entschädigungszahlungen in
Höhe von rund 700.000 Bulgarische Lewa (ca. 350.000 Euro) wegen Bauverzögerung
zu erlassen. Daraufhin soll Banov Untergebene angewiesen haben, Dokumente
"händisch" zu manipulieren, um dem Anliegen der Baufirma zu entsprechen.
Dadurch sollen der bulgarische Staat und der europäische Steuerzahler um die
ihm zustehende Entschädigung geprellt worden sein. Nachdem Banov die Aufnahmen
für Fälschungen erklärte, übergab Jontscheva die Aufnahmen der
Staatsanwaltschaft und dem Europäischen Amt für Betrugsbekämpfung (OLAF).
Jontscheva zufolge sei es nun Aufgabe der Staatsanwaltschaft zu prüfen, ob die
an der Manipulation Beteiligten persönlich von ihr profitiert hätten.