Wiens Klimastadtrat Czernohorszky im Austausch mit Wissenschaftler*innen des Botanischen Gartens Berlin

Wien und Berlin – Austausch zu urbaner Renaturierung und Biodiversität

1.7.2024

Wien ist Vorreiter beim Thema Renaturierung und hat bereits zahlreiche Projekte zur Förderung von Biodiversität umgesetzt. Ein aktuelles Vorhaben ist die Renaturierung und der Schutz von 90 Hektar ökologisch wertvoller Flächen im ehemaligen Verschiebebahnhof Breitenlee. In Berlin gibt es solche Projekte bereits. Wiens Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky reiste deshalb gemeinsam mit Expert*innen nach Berlin, um sich dort Anregungen zu holen.

Die beiden größten deutschsprachigen Städte verfolgen eine ähnliche Strategie bei Renaturierungsprojekten. Berlin hat bereits zwei ehemalige Bahnhofsareale renaturiert, während Wien nunmehr ein ähnliches Vorhaben in Breitenlee plant. Aus diesem Anlass trafen sich Expert*innen in Berlin, um sich über ihre Erfahrungen und Ansätze auszutauschen. Ein Gegenbesuch ist bereits für Ende dieses Sommers geplant – dies wurde bei einem Empfang in der Österreichischen Botschaft in Berlin mit Berlins Staatssekretärin für Klimaschutz und Umwelt, Britta Behrendt, besprochen.

Der Berliner Weg – Renaturierung im Dialog

Der erste Lokalaugenschein vonseiten der Wiener*innen fand auf der Pfaueninsel statt. Diese Artenschutz-Arche inmitten der Havel bietet ideale Voraussetzungen, verschollene Arten wieder anzusiedeln. Allein in Berlin sind über 700 Wildpflanzenarten akut bedroht.

Ähnlich wie im Berliner Natur-Park Schöneberger Südgelände soll es auch in Breitenlee öffentlich zugängliche Flächen und Wege geben. Auf Plattformen können Besucher*innen des Schöneberger Südgeländes beobachten, wie die Natur in nur wenigen Jahrzehnten wieder die Oberhand gewinnt, auf Infotafeln können sie sich über die Umgebung und ihre Geschichte informieren. Auch die Kunstszene wurde miteinbezogen – es gibt sogar eine eigene Fläche, bei der sich Sprayer*innen ausleben können.

Ein weiteres Areal, dass besichtigt wurde, war der Park am Gleisdreieck. Der Park bietet zahlreiche Grünflächen sowie waldähnliche Gebiete. Überall im Park sind Überbleibsel der Bahnvergangenheit wie alte Gleise und Signalanlagen zu finden. Besonders wichtig für die Entstehung des Parks waren Bürger*innen-Initiativen, die sich über Jahre hinweg für die Realisierung des Parks eingesetzt haben. Daher wurden die Anwohner*innen auch von Beginn an in einem intensiven Dialogprozess an Parkplanung und -gestaltung beteiligt. Ein seit 2014 gewählter Nutzer*innenbeirat begleitet nun die kontinuierliche Weiterentwicklung des Parks.

Lebenswerte Klimamusterstadt Wien

Neben dem aktuellen Vorhaben in Breitenlee hat Wien bereits zahlreiche Renaturierungsprojekte umgesetzt. Dazu gehören beispielsweise die Renaturierung des Liesingbaches, die Umstellung der Forstwirtschaft auf Dauerwaldbewirtschaftung oder auch die Fassadenbegrünung.

2022 hat Wien zudem das Projekt "Wiener Wäldchen" gestartet. Die mittlerweile fünf "Wiener Wäldchen" tragen zur Verbesserung der städtischen Biodiversität bei und senken durch Verdunstungskühlung die Temperatur der direkten Umgebung. Wien setzt im Übrigen auf eine besonders schonende und nachhaltige Waldbewirtschaftung. Denn nur vielfältige und naturnahe Wälder können sich an zukünftige Entwicklungen anpassen.

Weitere Informationen

Projekt Naturschutz-Areal Breitenlee – Stadt Wien
Naturnahe Umgestaltung des Liesingbachs – Stadt Wien
"Wiener Wäldchen" – Stadt Wien
Umweltverträgliche Waldbewirtschaftung (PDF) – Stadt Wien
Bestimmung zur Fassadenbegrünung – Stadt Wien
Berlins Biologische Vielfalt – Stadt Berlin
Pfaueninsel – Stadt Berlin
Naturpark Südgelände – Stadt Berlin
Park am Gleisdreieck – Stadt Berlin
Stadt Wien und ÖBB starten größtes Renaturierungsprojekt im Wiener Stadtgebiet