Wien baut Europas größte Regenwasserpumpe

25.3.2025

Die Stadt Wien investiert rund 8 Millionen Euro in den Ausbau des Abwasserpumpwerks auf der Donauinsel – und errichtet dabei die leistungsstärkste Regenwasserpumpe Europas. Mit dem Bau der größten Regenwasserpumpe Europas reagiert die Stadt auf die zunehmenden Herausforderungen durch Starkregenereignisse. Das innovative System soll künftig massive Wassermengen effizient ableiten und so Überflutungen in der österreichischen Hauptstadt verhindern.

Wien setzt neue Maßstäbe im Hochwasserschutz

Die Bilder des vergangenen Jahres sind noch präsent: Unwetter, überflutete Straßen und massive Schäden in deutschen Städten. Auch deutsche Städte wurden von Starkregenereignissen hart getroffen, wobei die Kanalisation oft überlastet war und Wassermassen ungehindert durch die Straßen strömten. Während der Klimawandel zunehmend Extremwetter verursacht, zeigt Wien mit einem wegweisenden Infrastrukturprojekt, wie sich Städte besser auf solche Herausforderungen vorbereiten können.

Der Wien Kanal Standort auf der Donauinsel wird rundumerneuert. Neben der baulichen und energetischen Sanierung des Gebäudes wird auch die Anlagentechnik des Pumpwerks ausgebaut. Mit 15.000 Liter pro Sekunde errichten die Abwasser-Profis Europas leistungsstärkste Regenwasserpumpe dieser Bauart. Die Investition von rund 8 Millionen Euro ist damit ein weiterer Baustein für die Sicherheit und Lebensqualität in Wien. Das Projekt, das bis 2027 abgeschlossen wird, rüstet die Stadt für die Herausforderungen des Klimawandels und wurde am 19. März von Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky, Gemeinderätin Angelika Pipal-Leixner gemeinsam mit den Bezirksvorstehern Georg Papai und Ernst Nevrivy sowie Wien Kanal Direktor Andreas Ilmer präsentiert.

"Verantwortungsvolle Politik bedeutet heute schon an Übermorgen zu denken. Daher stärken wir unsere Infrastruktur, um die Wienerinnen und Wiener in Zukunft noch besser vor den Auswirkungen des Klimawandels wie etwa Starkregenereignisse zu schützen. Mit der Investition in das Pumpwerk Donauinsel erhöhen wir die Abflusskapazität bei Regen und schaffen so mehr Sicherheit für die Bezirke Floridsdorf und Donaustadt", betont Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky.

Das Pumpwerk Donauinsel spielt bereits heute eine zentrale Rolle im Wiener Abwassersystem. Es wurde zwischen 1970 und 1980 im Zuge eines groß angelegten Infrastrukturprogramms errichtet und sorgt für eine effiziente Entsorgung der Abwässer von rund zwei Millionen Menschen. An trockenen Tagen transportiert die Anlage zwischen 600 und 2.000 Liter Abwasser pro Sekunde zur Kläranlage in Simmering – bei Regen sind es jedoch ein Vielfaches mehr.

Der Ausbau bringt eine entscheidende Verbesserung: Zusätzlich zu den bestehenden sechs Regenwasserpumpen mit einer Leistung von 40.000 Litern pro Sekunde wird eine neue Hochleistungspumpe installiert, die weitere 15.000 Liter pro Sekunde bewältigen kann. Damit handelt es sich um die größte vertikale Rohrgehäusepumpe Europas.

Moderne Kanalnetzsteuerung für eine klimaresiliente Stadt

Ein weiteres Herzstück des Wiener Systems ist die hochmoderne digitale Steuerung des Kanalnetzes. Die zentrale Leitwarte auf der Donauinsel überwacht das 2.500 Kilometer lange Kanalnetz und sorgt dafür, dass Abwasser effizient abgeführt wird. Wetterdaten und Durchflussmengen werden in Echtzeit verarbeitet, sodass das System flexibel auf Starkregen reagieren kann. Mit der aktuellen Erweiterung erhält die Steuerzentrale ein umfassendes digitales Upgrade: Eine neue Software sichert die Netz- und Informationssicherheit, optimiert die Abflusssteuerung und sorgt für ein noch effizienteres Wassermanagement.

"Aufgabe der Leitwarte ist es, jederzeit dafür zu sorgen, dass Wasser dort ankommt, wo es hingehört. An trockenen Tagen in die Kläranlage, bei Regen in die unterirdischen Speicher oder über unsere Pumpen rasch aus der Stadt", erklärt Wien Kanal Direktor Andreas Ilmer eine weitere Funktion des Standortes.

Eine ausgeklügelte Software verarbeitet die aktuellen Durchflussdaten im Leitungsnetz und Wetterereignisse im Umland. Auf Monitoren sind die Schemata von Kanälen, Pumpen, Schieber- und Speicherbauwerken abgebildet. 40.000 Datenpunkte kommen hier über ein 100 Kilometer langes Glasfasernetz an und werden laufend zu rund 1.000 Anlagenbildern verarbeitet. Regenmengen werden an 35 Niederschlagsmessstellen erfasst und in Echtzeit an die GeoSphere Austria übertragen. Dort wird ein Prognosemodell errechnet und als Grundlage für die Steuerung an die Wien Kanal Leitwarte geliefert.

Neben dem erweiterten Überflutungsschutz und neuester IT-Technik wird das gesamte Bauwerk klimafit gemacht. Das Gebäude wird thermisch optimiert, Dachflächen isoliert, Isolierglas-Fenster montiert und ein außen liegender Sonnenschutz angebracht. Auf dem Dach wachsen wasserspeichernde Pflanzen, Kräuter und Gräser und kühlen damit die Decke.

Nach Abschluss der Arbeiten 2026 wird das Dach für die Sonnenstrom-Offensive der Stadt Wien genutzt. Auf der rd. 3.000 Quadratmeter großen Dachfläche wird eine Solarstromanlage mit einer Spitzenleistung von 260 Kilowatt errichtet. Damit könnte je nach Verbrauch der Strombedarf von 50 bis 100 Haushalten gedeckt werden. Ein weiterer wichtiger ökologischer Schritt ist der Umstieg von Ölheizung auf Wärmepumpentechnik. Damit spart Wien Kanal künftig 300 Tonnen CO2 und rd. 50.000 Euro pro Jahr.

"Der Klimawandel beschert uns nicht nur mehr Hitze, sondern auch häufigere und extremere Starkregenereignisse, bei denen das Kanalsystem mit enormen Wassermengen zurechtkommen muss, um Überschwemmungen der Stadt vorzubeugen. Um für diese Fälle vorzubauen, bekommt das Pumpwerk Donauinsel ein zukunftsfittes Upgrade. Komplett von neuer IT bis zur Sonnenstromanlage auf dem Dach. So geht verantwortungsvolle Abwasserplanung," betont NEOS Wien Umweltsprecherin Angelika Pipal-Leixner.

Lektion aus dem Hochwasser 2024

Die Notwendigkeit solcher Maßnahmen zeigte sich im September 2024, als Ostösterreich eines der schwersten Unwetter der Geschichte erlebte. Wien war stark betroffen, doch das Team von Wien Kanal konnte mit seinen Pumpanlagen bis zu 80.000 Liter Regenwasser pro Sekunde aus der Stadt ableiten. Ohne diese Infrastruktur wären die Schäden weitaus gravierender gewesen.

Die steigende Urbanisierung, versiegelte Flächen und zunehmende Starkregenfälle machen es dringend notwendig, in moderne Wasserinfrastruktur zu investieren. Mit dem Bau der größten Regenwasserpumpe Europas setzt Wien einen Meilenstein im Hochwasserschutz. Eine Lösung wie in Wien könnte helfen, künftige Überflutungen zu minimieren und die Stadt an den Klimawandel anzupassen. Die Investition in leistungsfähige Pumpwerke, smarte Kanalsteuerung und nachhaltige Infrastruktur zeigt, wie sich Städte gegen die Folgen des Klimawandels wappnen können.